Kulturportrait: Neues Globe Theater

NEUES GLOBE THEATER – das sind Andreas Erfurth und Kai Frederic Schrickel, Schauspieler und Regisseure aus Leidenschaft, die ihren Traum vom eigenen fahrenden Theater in Potsdam verwirklicht haben und nun mit ihrer Truppe im ganzen deutschsprachigen Raum unterwegs sind.

Dabei sehen sie sich in der Tradition all der großen Theaterfabulierer und Geschichtenerzähler, die seit Jahrhunderten ihren Wagen packen, um überall im Land vor den Menschen ihre Bühne aufzubauen und für sie zu „spielen“: Geschichten von Liebe und Eifersucht, Treue und Verrat, von Helden und Gescheiterten, von Kampf, Tod, Sehnsucht und Erlösung – das ganze Spektrum menschlicher Gefühle und Schicksale! Im Geiste Shakespeares und Molières, fühlen sie sich wie Nachkommen dieser fahrenden Spieltruppen:
Jede Vorstellung ein neuer Ort, ein anderes Publikum – jeden Abend wieder Premiere!

Es wird von Tragödie zu Komödie gewechselt, von Klassik zu Moderne, vom Drama zur Farce und wieder zurück. Im Zentrum steht dabei immer das Ensemble: Schauspieler*innen, die mit ihrer Phantasie und Spiellust für jeden Abend brennen. Mit Shakespeares Idee der „unteilbaren Szene“ wird immer wieder die „vierte“ Wand durchbrochen und schon vor der Vorstellung wird direkter Kontakt zu den Zuschauenden aufgebaut. Dadurch wird versucht, die Theater-Kunst sinnlich erlebbar zu machen und auch das Spiel im Spiel zu zeigen: Jede*r Schauspieler und jede Schauspielerin ist nicht nur die Bühnenfigur, sondern auch immer die Schauspieler*innenpersönlichkeit dahinter. Und kann somit natürlich alle nur erdenklichen Rollen erspielen. Männer spielen Frauen – und umgekehrt -, die Alten die Jungen, oder auch nicht, ganz wie es gerade gefällt und ganz in bester Shakespeare-Tradition!

Das NEUE GLOBE THEATER wurde 2015 in Potsdam von Andreas Erfurth, Kai Frederic Schrickel und Sebastian Bischoff gegründet.

Theaterleitung Kai Frederic Schrickel (c) Philipp Plum

 


Theaterleitung Andreas Erfurth (c) Natascha Zivadinovic

 

Als Teil des Ensembles von Shakespeare und Partner wurden in eigener Regie von 2011-2014 die Stücke KÖNIG CYMBELINE, OTHELLO, KOMÖDIE DER IRRUNGEN und WIE ES EUCH GEFÄLLT von William Shakespeare sowie DER GUTE MENSCH VON SEZUAN von Bertolt Brecht produziert.

Im Juni 2015 kam dann mit HAMLET von William Shakespeare die erste Inszenierung unter dem neuen Namen heraus, mit einer rein männlichen Besetzung, ganz in der Tradition des elisabethanischen Theaters. Im Herbst 2015 wurde die Spielidee „Globe-Theater“ dann erfolgreich an Friedrich Schillers DIE RÄUBER ausprobiert.

Im internationalen Shakespeare-Jahr 2016, anlässlich seines 400. Todestages, wurde KÖNIG LEAR inszeniert, wieder mit einem All-Male Ensemble. Diese Produktion wurde, wie auch WIE ES EUCH GEFÄLLT und LEBEN EDUARDS DES ZWEITEN VON ENGLAND, zum internationalen Shakespeare Festival im Globe Neuss eingeladen.

Mit INDIEN – EINE SCHNITZELJAGD DURCH DIE DEUTSCHE PROVINZ von Josef Hader und Alfred Dorfer wurde 2017 erstmalig ein zeitgenössischer Theatertext produziert – in einer eigenen Brandenburger Fassung! Dafür konnten endlich auch Spielstätten in unmittelbarer Brandenburger Umgebung erobert werden.

2018 kam das NEUE GLOBE THEATER mit einer großen Ensembleproduktion heraus: DIE STREICHE DES SCAPIN von Molière in der Bearbeitung von Peter Lotschak, der darin dem SCAPIN Molières STEGREIFSPIEL VON VERSAILLES voranstellt und so eine kongeniale Rahmenhandlung schafft: Die Truppe Molières spielt SCAPIN! Theater im Theater! Ein großer Erfolg mit schon über 60 verkauften Vorstellungen.

2019 widmete sich das Ensemble einer Wiederentdeckung der deutschen Theater-Literatur: Bertolt Brechts selten gespieltes queeres Frühwerk LEBEN EDUARDS DES ZWEITEN VON ENGLAND. Brecht schrieb das Stück 1924 zusammen mit Lion Feuchtwanger für die Münchner Kammerspiele. Es war auch seine erste eigene Inszenierung, die nun zum ersten Mal in Brandenburg gezeigt wird – 95 Jahre nach seiner Uraufführung!

2020 ist das NEUE GLOBE THEATER trotz aller pandemiebedingten Verschiebungen und Absagen, mit einer turbulenten Komödie an den Start gegangen: DER TOLLSTE TAG oder FIGAROS HOCHZEIT von Peter Turrini nach Beaumarchais. Premiere hatte diese Produktion in der Regie von Andreas Erfurth und Kai Frederic Schrickel, anders als geplant, nach einer Probenpause über drei Monate später open air bei den Schirrhofnächten in Potsdam. Für Publikum und Spieler*innen ein wahrlich beglückendes Erleben, kurz nach (und bereits wieder kurz vor) dem Lockdown. Zumindest für kurze Zeit galt: Das NEUE GLOBE THEATER ist wieder im Spiel!

Fotos: (1-2) Don Quijote; (3-5) Der tollste Tag oder Figaros Hochzeit, (6-7) Leben Eduards des Zweiten von England, (8-10) Die Streiche des Scapin

Für 2021 wurde ein ganz besonderes Herzensprojekt des künstlerischen Teams realisiert: die Geschichte von Don Quijote und Sancho Panza als Theaterstück auf die Bühne zu bringen! Lange hat das NEUE GLOBE THEATER gesucht und zu guter Letzt die wunderbare Version DON QUIJOTE vom jungen Autor Jakob Nolte in der Übersetzung von Susanne Lange entdeckt – für zwei Schauspieler und einen Gitarristen. Probenbeginn war Ende März, Premiere zu Pfingsten am 21. Mai im T-Werk Potsdam. Es war der erste Tag nach dem Lockdown, an dem Theater überhaupt wieder in Brandenburg erlaubt war. Und so wurde die Premiere spontan Open Air vor einem begeisterten Publikum gefeiert. Was für ein glückliches Ende dieser besonderen Aventiure!

2022 kehrt das Theater zurück zu seinen Wurzeln: STURM von William Shakespeare in der Bearbeitung von Joachim Lux für das Wiener Burgtheater. Dort lief diese Produktion für drei Schauspieler zehn Jahre erfolgreich mit den Kollegen Johann Adam Oest, Joachim Meyerhoff und der wunderbaren Maria Happel. Die Macher hoffen, mit dieser auf Prospero, Ariel und Caliban komprimierten Fassung auch das Publikum in Potsdam, Berlin und deutschlandweit auf Tournee begeistern zu können.

Im Herbst 2022 wird das NEUE GLOBE THEATER erstmalig ein Stück für Kinder produzieren: MAX UND MORITZ (M&M) – DA IST NOCH WAS IM BUSCH! in der Neubearbeitung von Bernhard Studlar aus Wien als deutsche Erstaufführung. Er hat die Geschichte der beiden bösen Buben von 1865, dem Klassiker der deutschen „Comic-Literatur“, entstaubt und schreibt die Geschichte der beiden fort. Und eines ist ganz sicher: Diesmal landen sie nicht in der Mühle! Für Kinder von 6-12 Jahren, und für alle anderen Junggebliebenen.

Webseite: www.neuesglobetheater.de