Portrait: Shakespeare Company Berlin

Die Shakespeare Company Berlin feiert dieses Jahr ihr 20-jähriges Bühnenjubiläum. Gegründet 2001 ist die Company heute eines der erfolgreichsten und größten Open-Air-Theater Berlins und spielt von Juni bis Septemberfür ca. 15 000 Zuschauer auf ihrer schlichten Freilichtbühne. Tendenz steigend.

Dabei ist die durch die DTHG von Neustart Kultur zur Verfügung gestellte Summe der erste größere Förderbetrag, den sie jemals erhielt. In den vergangenen 20 Jahren wurde ohne jede staatliche oder städtische Unterstützung gearbeitet. Das Theater gehört seinem Ensemble, dem Künstlerkollektiv der Shakespeare Company Berlin. Alle künstlerischen und wirtschaftlichen Entscheidungen werden demokratisch getroffen. Das ist eines der strukturellen Alleinstellungsmerkmale. Als nicht hierarchisierter Kulturbetrieb, der bislang aus eigener Kraft wirtschaftlich unabhängig und erfolgreich arbeiten konnte, ergänzen sie die reichhaltige deutsche Theaterlandschaft um einen zukunftsweisenden Gegenentwurf. Unterstützt wird das Ensemble dabei von seinem Förderverein Shake Hands e.V. und einem wachsenden Netzwerk von Freunden und Förderern. Die Verbundenheit der Schauspieler*innen mit ihrem Theater spiegelt sich direkt in einer starken Publikumsbindung:

Ein Großteil der Zuschauer, die die Company einmal besuchten, kommt immer wieder. Dabei schätzen die Zuschauer laut Umfragen besonders, wie sich die Spielfreude des Ensembles unmittelbar auf das Publikum überträgt. Diese Spielfreude findet ihre Basis in der inhaltlichen und programmatischen Beteiligung und Einbindung der Spieler*innen. Für viele erfahrene Künstlerkollegen war und ist diese Form der selbstbestimmten Arbeit der Grund, sich uns anzuschließen oder mit uns zusammenzuarbeiten.

Neben dem bühnen-affinen Publikum gibt es auch viele Zuschauer, die Theater nur bei der Shakespeare Company Berlin erleben (wollen).

Andere reisen quer durch Deutschland, um dies zu sehen. Auch ganze Schulklassen aus anderen Bundesländern oder gar aus dem Ausland kommen zu Besuch – beispielsweise regelmäßig die deutschen Schulen aus Madrid und Malaga. Das liegt daran, dass die Company mit ihren eigenen modernen Übersetzungen von Shakespeares Werk und ihrer besonderen Spielweise, Hochkultur virtuos und publikumsnah vermitteln kann.

In den vergangenen 20 Jahren hatten die Company ausschließlich Shakespeare und Shakespeare-affine Produktionen im Programm. Aktuell sind es zehn aktive Inszenierungen. So konnte sie ihre Spielweise in ihrer Einzigartigkeit weiterentwickeln und ihr Profil schärfen. Orientiert an der übermittelten Aufführungspraxis Shakespeares und der weltweiten Globe-Theater verzichten sie, das Spiel in den Vordergrund stellend, bewusst auf große Bühnenbilder, aber nicht auf prachtvolle Kostüme. 

Alle Stücke werden von maximal sechs Schauspielern in häufig wechselnden Rollen aufgeführt. Alle Inszenierungen werden mit – meist eigens für das Ensemble komponierter – Live Musik performt. Die „vierte Wand“ ist grundsätzlich offen und die Schwelle zwischen Spielern und Publikum ist aufgehoben. Das beginnt schon beim Empfang der Zuschauer, über den Programmheftverkauf, den Einlass, bis hin zur Platzanweisung und setzt sich direkt auf der Bühne fort. Zuschauer fühlen sich direkt angesprochen und werden häufig mit einbezogen. Damit bietet die Shakespeare Company echtes Volkstheater, ohne museal oder volkstümelnd zu wirken. 

Mit diesen Zutaten und einem etablierten Gastspielbetrieb, hat sich  die Shakespeare Company Berlin einen Ruf erworben, der über Berlin und über Deutschland hinaus geht. So kam es zu mehrfachen Einladungen zu internationalen Theaterfestivals innerhalb und außerhalb der EU. Zusätzlich leistet die Company mit ihrer Shakespeare-Akademie und den „Shakespeare Kids“ seit Jahrzehnten Bildungs- und Jugendarbeit in Berlin. Die „Shakespeare-Kids“ sind gerade zum Jugendtheater-Festival in Turin eingeladen. So kam es zu mehrfachen Einladungen zu internationalen Theaterfestivals innerhalb und außerhalb der EU. (Siehe Titelbild: Sekspir Festival in Indjija/Serbien)

2021- mitten in der Pandemie – verliert die Company nun wegen Bauarbeiten ihren Spielort im Natur-Park Schöneberger Südgelände. Die Bühne und Tribüne wurden in einer gemeinsamen Aktion des Ensembles bereits vollständig demontiert. Nun will die Company den Wiederaufbau an einem neuen Ort wagen und hofft, mit vereinten Kräften aus Politik, Verwaltung und mit Unterstützung durch die Kulturförderung Neustart Kultur noch schöner und größer wiederaufzuerstehen, um ihr 20jähriges Jubiläum für und mit ihrem Publikum zu feiern.

Die Shakespeare Company Berlin: www.shakespeare-company.de

 

Fotos von: Axel Lauer, Thomas Weppel, Jelena Ivanovic und Jordan