Portrait: protagon

Seit seiner Gründung im Jahr 1999 setzt sich protagon e.V. aktiv für den freien Zugang zu Kultur, insbesondere zu den darstellenden Künsten sowie zu freier und angewandter Theaterkunst ein. Zudem unterstützt der Verein die Entwicklung und Erhaltung multifunktionaler Kulturräume und deren Nutzung, um so die Vielfalt der Frankfurter Kulturszene und das Interesse der Bürger*innen der Stadt und ihrer Gäste anzuregen. Die Mitglieder des Vereins vernetzen sich mit Akteur*innen und Projekten auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene und können sich nachhaltig mit anderen Künstler*innen über neue Ideen, Erfahrungen und Projekte austauschen.

Kultur für alle! – das ist das Leitmotiv aller Projektinitiativen des Vereins. Menschen über jegliche Barrieren mit Darstellender Kunst in Berührung zu bringen, bedarf eines hohen organisatorischen Aufwands. Angelehnt an das Prinzip des Theaters im öffentlichen Raum verbinden die Mitglieder des Vereins persönliche Kompetenzen mit fundiertem Fachwissen.
Darunter zählen Kenntnisse der Kulturszene, insbesondere von Schauspiel und Regie, Beherrschung der Theatertechnik und die Entwicklung und Durchführung von Sicherheitskonzepten, PR- und Social-Media-Fachkenntnisse, Buchhaltung, Finanzkontrolle und einiges mehr.

Deshalb arbeiten im Büro arbeitsteilig Akademiker*innen der Theater-, Film und Medienwissenschaften, Kunstgeschichte, Philosophie, Politik, Geschichte, Architektur und Wirtschaftswissenschaften mit.
Das Motto „Kultur für alle“ steht sinnbildlich (nach dem Prinzip für Theater im öffentlichen Raum) für einen finanziell barrierefreien Zugang zu Kulturangeboten. Die Kulturräume und durch den Verein umgesetzte Projekte dürfen milieuübergreifend besucht und genutzt werden. Ob Teilhabe oder Mobilität, protagon e.V. senkt potentielle Schwellenängste und macht Kunst erlebbar. Das strahlt nicht nur in Frankfurt nach innen, sondern wie ein Leuchtturm auch auf die internationale Kulturszene.
Das Team von protagon begegnet Künstler*innen offen und menschlich: Es hilft bei der Entwicklung des kreativen Potentials, stellt Anträge, unterstützt bei juristischen Belangen, bei Visafragen und Residenzen ausländischer Künstler*innen, fördert den Realisierungs- und Schaffensprozess zeitgenössischer Künstler*innen und Projekte.

Das Internationale Theaterfestival Sommerwerft ist das bekannteste Projekt des Vereins in Frankfurt am Main und mit über 100 000 Besuchern und 130 Veranstaltungen auch das größte Theaterfestival der Stadt. Das internationale Theater- und Kulturfestival wird 2021 sein 20-jähriges Bestehen feiern und im Sommer 2021 wieder an der Weseler Werft stattfinden. Mit dieser Kontinuität liefert der Verein jährlich einen Ort der Begegnung und der Inspiration. An 11 Tagen stehen Theatermacher, Autoren, Tänzern und Musikern die Räume offen für Performances, Live-Musik und Lesungen. Für den ersten Testlauf musste protagon e.V. dreimal so viele Anfragen wie Aufführungsmöglichkeiten kuratieren.
Aktuell findet das Indoor-Festival Winterwerft vom 4.-14. Februar 2021 statt. Es schafft für lokale und internationale Künstler Austausch- und Vernetzungsmöglichkeiten in der Frühjahrssaison. Regionale Künstler, überregionale und internationale Gruppen nutzen die Räumlichkeiten für ihre Vorstellungen. Workshops, Symposien und andere Formate fördern den Dialog, in dem neue Ideen für kommende Projekte oder weitere Fragen besprochen werden können. Mit der „Winterwerft“ hat protagon e.V. ein Festival mit einem Focus auf Nachhaltigkeit etabliert.

Internationales Frauen Theater Festival – IFTF-Frankfurt
Das IFTF bietet eine Plattform, in der ein offener Dialog über unterschiedlich geprägte Konstrukte weiblicher Identitäten und ihrer künstlerischen Ausdrucksformen weiterentwickelt und dargestellt werden kann. Das Internationale Frauen*Theater-Festival hat einen feministischen und kollektiven Anspruch, entwickelt sich auf dem Weg und ist gleichzeitig das Resultat dieses Prozesses. Ziel ist es, in einem solidarischen Rahmen künstlerische Arbeiten von Frauen* auf die Bühne zu bringen und damit ihre Sichtbarkeit in der darstellenden Kunst zu erhöhen. Das Projekt findet 2021 zum fünften Mal statt und setzt sich damit nachhaltig für eine künstlerische Veränderung der Dynamik von Machtver-hältnissen ein.

Zweimal wöchentlich stellt protagon seine Trainingsräume öffentlich zur Verfügung. Auf Spendenbasis bietet der Verein unter der Leitung von zyklisch wechselnden Künstler*innen in der protagon Probebühne jeden Montag von 19:00 Uhr bis 21:00 Uhr ein offenes Training an. Trainiert werden dabei Tanz, Körpertheater, Improvisationstechniken, Akrobatik, Maskentheater und Choreographie. Darüber hinaus wird donnerstags zwischen 19 Uhr und 21 Uhr Tanztraining angeboten.

Kollektive Rituale und Traditionen werden heute oftmals von Managementprozessen und Effektivitätsimperativen in den Hintergrund gedrängt. Soziale Gruppen und Beziehungen entstehen besonders bei jungen Menschen immer häufiger in der virtuellen Welt. Aus ihr schöpfen sie zunehmend ihre moralischen Werte und Lebenserfahrungen. Theater im öffentlichen Raum thematisiert diese und andere aktuelle Themen; es zeigt auf künstlerische Art und Weise, was Kultur ausmachen kann, wenn sie nicht institutionalisiert oder fremdbestimmt ist.
Der Verein protagon greift das Verständnis von Kunst als lebensnaher Reflexionspraxis auf und tritt als Initiator von Projekten mit aktuellem gesellschaftlichem Bezug auf. Als Spielort hat der öffentliche Raum in den letzten 30 bis 40 Jahre an Bedeutung zurückgewonnen. Deshalb ist protagon e.V. ein Mitbegründer des „Bundesverbandes Theater im Öffentlichen Raum e.V.“ Stets auf der Suche nach neuen form-, genre- und raumübergreifenden Konzepten innerhalb der Darstellenden Kunst werden hier Methoden entwickelt, kunstinteressierte Menschen in Kontakt mit künstlerischen Aktionen zu bringen – und hiermit aus bloßen Konsumenten Beteiligte und Kreative machen.

Der Begriff protagon geht zurück auf „Protagonist“ und bedeutet Fürsprecher. Als Teil des theatralischen Prozesses ist der Ort die Bühne und ebnet die Auseinandersetzung mit dem Theater in einem bestimmten Moment. Seinem Gegenspieler, der Antagonist, gelingt dieses Spiel immer wieder auf eine inspirierende und nachdenklich stimmende Weise. Er baut eine Bindung zum Publikum auf und entwickelt die eigene Sprache immer wieder neu. Ort, Darsteller und Zuschauer sind mit dem Moment eng umwoben.
Da das heutige Kulturgeschehen gemeinsames Erleben, Partizipation, soziales Miteinander und freien Zugang einfordert, wird der öffentliche Raum als Ursprung des Theaters und Tanzes immer wichtiger. In seinen verschiedenen Projekten eröffnet protagon e.V. Möglichkeiten von Gruppenbildungen, welche eine neue kulturelle Identität fördert: unabhängig von kultureller Herkunft oder sozialem Hintergrund.

protagon: protagon.net