Als kleines, privates Amateurtheater war es das Theater „Quasi So“ seit 15 Jahren gewöhnt, selbst für sich zu sorgen. Aufgrund der Corona-Pandemie hat sich vieles geändert und so hofft das Theater darauf, dass sich der vorherige Zustand wieder einstellen wird, denn insgesamt ist das Theater stolz auf die eigene Unabhängigkeit. Coronabedingt sind die beiden hauptamtlichen Stellen in Kurzarbeit. Dennoch weder die Azubine, noch die BuFDine, noch die 450€-Kraft wurde gekündigt, da alle auf das Geld angewiesen sind. Dazu kommt noch einiges an Fixkosten und die Miete der Spielstätte.
Die Gelder der Neustart Kultur-Förderung konnten insgesamt gut angelegt werden: Da im September und Oktober das Herbstmusical mit einem Drittel Zuschauer*innenauslastung realisiert werden konnten, haben sich schon einige Zuschauer*innen über das Besucherleitsystem per Displays und kontaktlose Desinfektionsmittelspender etc. freuen können. Da die Ionisierungsanlage nachfragebedingt erst Ende November eingebaut werden konnte, harrt diese noch der Zuschauer*innenerprobung. In der Zeit, als die Weihnachtsproduktion zumindest gestreamt wurde, konnte die Ionisation zumindest von den Ensemblemitglieder*innen genutzt werden. Momentan schwankt das Team des Theaters zwischen „Same procedure as the last months'“ und Oscar Wildes „Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht zu Ende.“
Zur Zeit hat das Ensemble etwa 100 aktive Mitglieder im Alter von 10 bis 75 Jahren. Die durchschnittlich jährlich 70 Aufführungen des Theaters (Schauspiele, Musical-Produktionen, Klassik-Galen, Kinder – und Jugendstücke) wurden bis zum Frühjahr 2020 von ungefähr 20.000 Besucher*innen jedes Jahr besucht.
Bis auf das Weihnachtsmärchen, welches jedes Jahr von über 7.500 Kindergarten- und Schulkindern besucht wird, bespielt das Quasi So – Theater ausschließlich die eigene Spielstätte, die Schauburg in Ibbenbüren, ein ehemaliges Großraum-Kino aus den 1940er Jahren, das mitten in der Innenstadt Ibbenbürens Platz für knapp 350 Zuschauer bietet.
Diese wurde seit ihrer Anmietung im Jahre 2005 aufwendig saniert und restauriert und zu einem Theater mit besonderer Atmosphäre ausgebaut, da großer Wert darauf gelegt wurde, den Charme des ehemaligen Kinos zu erhalten. Besonderes wichtig ist der Theaterleitung die Nachwuchsarbeit. Dazu wurde eine eigene QUASI Jugend-Abteilung gegründet, in der Jugendliche und junge Erwachsene in Workshops und eigenen Produktionen an das Theatermachen herangeführt werden.
Das Theater spürt in diesen Zeiten umso mehr, ein wichtiger Sozialpunkt nicht nur für die ‚passiven‘ Zuschauer*innen, sondern auch für die ‚aktiven‘ Ensemblemitglieder zu sein. Dort kann man Theater ‚er’leben, sich austauschen und wohlfühlen. Während der Herbstproduktion „Schlager lügen nicht“ hat sich umso mehr gezeigt, wie sehr die Menschen solche Sozialpunkte benötigen. Trotz ungewöhnlicher und teils schwieriger Probensituation, trotz der Beschränkung auf 100 Zuschauer mit Maske, Abstand und Hygieneauflagen und trotz strengster Trennung von Publikum und Ensemble fand selten ein solch glückliches ‚Miteianander‘ in dem Haus statt.
Die Weihnachtsproduktion „Charles Dickens Weihnachtsgeschichte“ erlebte eine etwas andere Situation: Schon aus Vorsicht mit doppeltem Ensemble gecastet, mussten von der eigentlichen Produktion dann Abstand genommen werden und diese vom Bürgerhaus in die Schauburg verlegt werden: mit dem Konzept einer ‚Szenischen Lesung‘ mit nur sechs Darsteller*innen und Sänger*innen. Als dann das „Aus“ für Live-Aufführungen kam, entschied sich das Theater dafür, die bereits geprobte Version für interessierte Schulen/Kindergärten und die Vereinsmitglieder kostenfrei zu streamen.
Umso mehr freut sich das Theater wieder auf einen Live-Spielbetrieb, wenn er wieder möglich sein wird. Unterstützt durch Teilförderungen von Neustart, Neustart Kultur und der DSEE wurde das Haus den Corona-Bedingungen angepasst und auch die technische Ausstattung wurde modernisiert, so dass es schwungvoll in ’neue Zeiten‘ starten kann. Das größtes Problem ist derzeit, die Mitarbeiter*innen und das Ensemble motiviert zu halten, was mit zunehmender Verlängerung des Lockdowns immer schwieriger wird. Mittlerweile konnten so viele, bereits mit viel Herzblut, Arbeit und natürlich auch Kosten vorbereiteten Produktionen doch wieder nicht stattfinden. Dennoch hört das Team mit den Vorbereitungen nicht auf, denn sonst stehen es im Falle der Wiedereröffnung ohne spielbare Produktion da. Damit hätte es keine Zuschauer*innen mehr, auf die es aber auf Dauer weder verzichten möchte noch könnte.
Das Theater Quasi So: quasiso.de