Portrait: Theaternatur Festival

Das Festival THEATERNATUR hat seit seinem Start im Jahr 2015 den Harz als Kulturstandort gestärkt. Es hat innovative, kraftvolle Impulse für die professionellen darstellenden Künste in der Region gesetzt und sich schnell als eine feste Größe in der Kunst- und Kulturlandschaft Sachsen-Anhalts, Thüringens und Niedersachsens etabliert.

Dabei verfolgt das Festival vor allem das Ziel, länderübergreifend der lokalen Bevölkerung den Zugang zu zeitgemäßer Theaterkunst zu erleichtern bzw. neues Interesse an Kunst und Theater zu wecken.
Ob Schauspiel, Musiktheater, Konzert, Lesung oder Kindertheater – die Programmvielfalt bietet jedes Jahr für jede*n etwas und vermochte den Spielort auf diese Weise für verschiedene Publikumsschichten zu öffnen – ein gelungener Ansatz, um jedes Jahr bis zu 3.000 Besucher*innen in die strukturschwache Region zu holen. Das Festival trägt dabei bewusst und aktiv einen Teil dazu bei, dass die Region an der ehemaligen innerdeutschen Grenze weiter zusammenwächst.

Dem THEATERNATUR gelingt es ebenso jedes Jahr lokale Handwerksbetriebe und Vereine in die Umsetzung mit einzubeziehen. Neben den Ausstrahlungseffekten des Festivals als Veranstaltungshighlight ist die Nutzung und nachhaltige Sicherung der Waldbühne Benneckenstein äußerst positiv. Die Wiederbelebung der Spielstätte ist mit Blick auf den demografischen Wandel, die strukturellen Veränderungen ländlicher Regionen im Allgemeinen und im Bereich Oberharz im Besonderen, zu begrüßen. Ein entsprechendes kulturelles Angebot dient hier nicht nur touristischen Zielstellungen, sondern trägt vor allem als weicher Standortfaktor zum Erhalt und zur positiven Entwicklung des Lebensraums Harz bei.

Seit dem Beginn vor nunmehr 6 Jahren ist das THEATERNATUR immer internationaler geworden. Sei es durch eingeladene Gastspiele (speziell im Bereich Tanztheater) oder die beteiligten Künstler*innen und Mitarbeiter*innen. Auf der Waldbühne haben z.B. bereits Tänzer*innen vom Ballett Basel, Tallin, Den Haag und Nizza und aus anderen Teilen der Welt ihr besonderes Talent gezeigt. 

Neben der behutsamen Aufbereitung großer Klassiker der dramatischen Literatur wie beispielsweise Schillers Die Räuber, Wedekinds Frühlings Erwachen oder Shakespeares Der Sturm sieht das THEATERNATUR sich auch in der Verantwortung, die deutschssprachige Autor*innen-Szene zu stärken und zeitgleich regionale Geschichte in den Kanon der Bühnenliteratur einzubringen. Mit der Vergabe eines Auftragswerkes mit Harzbezug an Sören Hornung, der 2017 für den Stückepreis des Heidelberger Stückemarkts nominiert und mit dem Chemnitzer Dramatikerpreis ausgezeichnet wurde, konnte 2019 bereits zum zweiten Mal eine Uraufführung in Form einer Eigenproduktion verwirklicht werden. Die Legende von Sorge und Elend ist bei Henschel verlegt und steht zur Nachspielung frei.
Bereits 2017 bewies das überbordende Publikumsinteresse an der Erstaufführung des mysthischen Harzkrimis Im Schatten der Hexen, dass der ungewöhnliche Ansatz, abseits institutioneller Theaterstrukturen einen Beitrag zur Entwicklung des gegenwartsdramatischen Repertoires zu leisten, als wertvolle Entscheidung zu sehen ist. 

Das Engagement für ein junges Publikum ist dabei wesentlich, welches aufgrund mangelnder lokaler Angebote nur unter erschwerten Bedingungen mit dem Medium des Theaters in Berührung kommt. Sorgfältig kuratierte Gastspiele mit Fokus auf die Altersgruppen 4+, 6+ und 12+ sowie gesonderte Vormittagsvorstellungen für Schulklassen und Ferienprogramme samt entsprechender theaterpädagogischer Nachbereitung stärken das lokale Angebot für kulturelle Bildung und verzeichnen eine wachsende Nachfrage. Für die Zukunft ist die Verstetigung des Ansatzes in Form von „Klassenzimmerstücken“ geplant, welche als mobile Inszenierungen im alltäglichen Lebensraum des jungen Publikums gespielt werden und als ganzjährig buchbare Eigenproduktionen den Zugang für Kinder und Jugendliche in der Region zu Theater erleichtern können.

Das THEATERNATUR steht jedes Jahr unter einem bestimmten Motto. Die Inszenierungen, die Gastspiele und das Rahmenprogramm werden jedes Jahr spezifisch dafür ausgesucht. Dies erlaubt eine konzentrierte Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Thema, welches die Besucher in diesem Jahr besonders anspricht.

Im Frühjahr 2021 wird der Veranstalter in die Infrastruktur an der Waldbühne investieren und mit Mitteln aus dem NEUSTART KULTUR Programm die derzeit aus provisorischen Holzbauten bestehenden Gastronomie, die Kasse und das Stellwerk durch semi-permanente Containerlösungen zu ersetzen.

Das Festival: theaternatur.de